von außen gesteuert
sie geht ins bad, vermeidet es, in den spiegel zu schauen. in der küche steht noch das angefangene glas rotwein, von gestern abend. auf dem sofa im wohnzimmer, liegen all die akten ausgebreitet, stifte, papier... als der schlaf nachts nicht kommen wollte, saß sie da, hat immer wieder gelesen, nachgedacht, geweint...
sie brüht sich einen tee und wie von außen gesteuert, ordnet sie fast emotionslos diesen ganzen papierkram. alles unwichtige, der vergangenen elf jahre, wird aussortiert, weggeworfen. das noch laufende, abgeheftet, in ordner verstaut und in den schrank gelegt... einfach weg.
es gibt dinge, die kann man ändern und es gibt dinge, die kann man nicht ändern. als kind wurde sie in dem glauben erzogen, dass es immer einen weg und eine 'lösung' gibt... doch im leben ist das oft anders....! sie wird dieses kapitel schließen, sie muss es als beendet ansehen. ihr verstand weigert sich noch, zu begreifen. doch alle kraft, die sie weiter in diese richtung investieren würde, wäre sinnlos.
es gibt andere dinge, die sie jetzt tun muss. sie wird weitergehen und wohl weiter kämpfen (müssen), ein großes stück weg liegt noch vor ihr.
soweit die theorie.
Quelle des Leides
du schreibst über dich in der 3. Person. Warum das? Erlebst du dich in einer Krise als zwei geteilt - deine Emotionen und deinen Verstand?
Ein Richter sagte uns mal während einer Schulung "Der unzuverlässigste Zeuge ist der Mensch" denn jeder hat seine Wahrheit und die unterscheidet sich oft maßgeblich von der Wahrheit des anderen. Weil die Wahrnehmung der Menschen stark an seine Sichtweise auf das Leben, auf den Menschen, auf seine Absichten oder auf die aktuelle Situation fokusmäßig ausgerichtet ist, werden auch andere Wahrheiten aufgetischt.
Die unterschiedliche Darstellung der Wahrheit zeigt einen tiefen Konflikt auf und oft ist der tiefere Grund für den tiefen Konflikt die Wunschvorstellung vom Leben. "Die Hauptquelle alles Leides sind die Erwartungen" sagt der Buddhist. Wir führen imn unserem Kopf Regie und sich enttäuscht, wenn das Leben nicht mitspielt.
Das schöne am ältern werden ist, dass der Mensch mehr und mehr lernt an nichts festzuhalten - auch negative Emotionen loslassen - außer an sich selbst.
Erst wenn du alles losgelassen hast - auch belastende Erinnerungen oder schwelgen in alten Gefühlen - erst dann bist du wirklich fei und niemand kann dir noch etwas anhaben.
Ich drücke dir meine Daumen und laß dich nicht von deinen enttäuschten Gefühlen unterkriegen
Gruß LaWe
in der dritten person schreibe ich gern ab und zu, weil ich versuche die dinge 'von außen' zu betrachten, um mit einer anderen sichtweise, neue wege und lösungen zu erkennen.
ja du hast recht - es sind die erwartungen, die uns oft das leben schwer machen. doch wenn ich zurückblicke, ist es mir bereits gelungen, gelassener zu werden.
was mir aber immer wieder zu schaffen macht, ist ungerechtigkeit. ist sicher ein großer, weiter begriff - was ist gerecht und was ist ungerecht - könnte man nun fragen. doch was mich zur zeit belastet, ist ungerechtigkeit, schwarz auf weiß geschrieben, die nicht mal subjektiv, von mir gesehen so ist - sondern wirklich.
doch ich werd trotzdem - oder gerade deshalb - weitergehen...!
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